„Die Wassernixe“ – Gruselgeschichte für Kinder
Emily und Noah verbringen ihre Sommerferien am Meer. Eine Bootstour zu einer geheimnisvollen Grotte wird zum aufregenden Abenteuer, als sie plötzlich von ihrer Familie getrennt werden. In der Dunkelheit leuchten hunderte Quallen unheimlich im Wasser und die Geschwister fühlen sich verloren. Doch dann taucht eine mysteriöse Wassernixe auf, die sie sicher zurückbringt. War das alles nur ein Traum oder wirkliche Magie?
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Die Wassernixe
„Schau mal!“, rief Emily und zeigte auf das Wasser. „Die ekligen Viecher sind schon wieder da!“
„Warum findest du die denn doof?“, fragte Noah, ihr kleiner Bruder. „Die sind doch spannend!“ Er schnappte sich seinen Sandeimer und versuchte, eines der glibberigen Tiere zu erwischen.
„Lass das, Noah! Mama und Papa haben verboten, dass du Quallen fängst!“
Emily ekelte sich nicht nur vor den durchsichtigen Tieren, die im Meer schwammen, sondern hatte mittlerweile auch Angst vor ihnen. Gestern war sie einer Qualle zu nahegekommen, die ihr Bein streifte. Danach wurde ihre Haut an der Stelle feuerrot und brannte wie Feuer. Nach diesem Vorfall wollten ihre Eltern nicht mehr, dass Emily und Noah im Meer schwimmen. Emily und Noah versprachen, nicht mehr ins Wasser zu gehen und nur am Strand zu spielen.
Seit zwölf Tagen verbrachte die Familie ihren Sommerurlaub am Mittelmeer. Die Quallen waren schon vom ersten Tag an im Meer gewesen, doch in den letzten Tagen wurde es immer schlimmer. Zuerst waren sie nur vereinzelt im tieferen Wasser zu sehen gewesen, doch inzwischen schwammen sie in großen Gruppen bis zu den seichten Stellen am Strand. Andere Urlaubsgäste hatten sich beim Hotelmanager beschwert und eine Familie mit einem Kleinkind war bereits früher abgereist.
Am nächsten Tag hatte Emilys und Noahs Familie als Abschluss ihres Urlaubs eine Bootsfahrt zu einer Grotte gebucht. Vom Hafen aus fuhren sie und noch einige andere Touristen mit einem Motorboot zu einer nahe gelegenen Insel. Dort mussten sie in kleine Ruderboote umsteigen, denn der Eingang zur Grotte war sehr schmal. Alle drängelten sich um die Boote, jeder wollte den besten Platz ergattern. So kam es, dass Emily und Noah von ihren Eltern getrennt wurden.
In der Grotte war es dunkel. Nur die Laternen, die an den Booten befestigt waren, schickten tanzende Lichtstrahlen über die Wände und das Wasser der Grotte. Von der Höhlendecke hingen Stalaktiten, während aus dem Wasser Stalagmiten ragten. Diese Tropfsteine warfen unheimliche Schatten an die Felswände. In der Mitte der Grotte mussten die Besucher aus den Booten steigen. Die Bootsführer trugen nun die Boote über einen schmalen Steg, danach konnte die Fahrt fortgesetzt werden.
Auch Emily und Noah stiegen aus. Sie hatten im letzten Boot gesessen. Vorsichtig gingen sie einen glitschigen Weg entlang und hielten sich dabei an einem Seil fest. In die Felswand waren in Abständen Lampen eingelassen. So konnten sie wenigstens sehen, wo sie hintraten.
„Schau mal!“, rief Noah und zeigte auf das dunkle Wasser.
Erst eine, dann zwei und dann Hunderte von Quallen bewegten sich wie in einem einstudierten Tanz gleichzeitig unter der Wasseroberfläche. Wie auf Kommando öffneten und schlossen sich die langen Tentakel und sie schwammen nach einem eigenen Rhythmus hin und her. Obwohl sie fast durchsichtig waren, ging ein geheimnisvolles Leuchten von ihnen aus.
Emily und Noah waren fasziniert und starrten staunend in das Wasser.
Nach einer gefühlten Ewigkeit stupste Emily ihren kleinen Bruder an. „Komm! Wir müssen weiter! Ich sehe und höre die anderen gar nicht mehr!“
Noah konnte sich von dem Anblick der Quallen kaum losreißen, aber allein mit Emily in der Grotte bleiben, wollte er auch nicht. Er drehte sich rasch um und lief auf den feuchten Steinen los. Da rutschte er aus und fiel hin!
„Au! Mein Fuß!“
Emily half Noah auf, doch der konnte kaum stehen.
„Au! Mein Fuß tut so weh!“, weinte er.
„Komm, ich stütze dich! Lass uns gehen, bevor die anderen weg sind!“ Emily stützte ihren humpelnden Bruder, doch sie kamen nur langsam voran.
Plötzlich wurde es stockfinster.
Emily schrie vor Schreck auf und hätte fast ihren Bruder fallen gelassen. Ihr kamen die Tränen, doch sie konnte jetzt nicht auch noch weinen. Sie war die Ältere und musste nun stark sein. „Komm, Noah! Wir gehen hier am Seil entlang. Dann kommen wir schon zum Ausgang!“
Vorsichtig gingen sie Schritt für Schritt in der Dunkelheit und das Seil führte sie.
„Schau mal!“, meinte Noah. „Die Quallen leuchten noch immer!“
Ein unheimliches Schimmern ging von den Tieren aus, die nun neben ihnen her schwammen. Emily gruselte es und ein Schauer lief über ihren Rücken. Der Weg wurde breiter und das Seil endete abrupt. Hier musste die Stelle sein, an der die Boote wieder zu Wasser gelassen wurden. Aber es war niemand mehr hier und es schwamm auch kein Boot im Wasser. Die anderen waren ohne Emily und Noah weitergefahren.
Nun konnte Emily die Tränen nicht mehr zurückhalten. Die Kinder setzten sich auf einen breiten Stein und weinten bitterlich.
„Hoffentlich merken die bald, dass die uns vergessen haben, und kommen uns holen!“, schluchzte Emily.
Und Noah stöhnte: „Mein Fuß tut immer mehr weh!“
„Psst! Kommt ihr Kinder! Setzt euch auf meinen Rücken! Ich bringe euch heim!“
Emily und Noah schauten erstaunt ins Wasser. Dort schwamm eine wunderschöne Wassernixe und lächelte sie an. Noah rieb seine Augen und blinzelte. Hatte er geträumt oder war da wirklich eine Nixe im Wasser? Er schaute noch einmal genau hin: Die Nixe hatte lange grüne Haare, die sich wie Algen um ihren Kopf wanden, ihre Haut war ganz weiß und sie schaute die Kinder aus großen blauen Augen an. Aber das Wichtigste war ihr schuppiger, silbrig glänzender Fischschwanz. Ja, das vor ihnen war eindeutig eine Wassernixe!
„Aber die Quallen“, rief Emily, „die werden uns verbrennen, wenn wir ins Wasser gehen!“
„Keine Angst, kleines Mädchen!“, flüsterte die Wassernixe beruhigend. „Die Quallen werden euch nichts tun.“
Und tatsächlich – die Quallen schwammen einfach fort!
Emily und Noah kletterten auf den Rücken der Nixe und hielten sich an ihren langen Haaren fest. Mit kräftigen Stößen ihres Fischschwanzes glitt die Nixe durch das Wasser. Sie schwammen zum Strand des Hotels. Im seichten Wasser glitten die Kinder vom Rücken der Nixe und bedankten sich bei ihr. Die Nixe winkte ihnen noch einmal zu und verschwand.
„Emily! Noah! Da seid ihr ja!“ Mama und Papa liefen auf die Kinder zu und umarmten sie. „Wir haben euch schon überall gesucht! Wo wart ihr denn?“
Emily und Noah drückten fest ihre Eltern. „Ihr glaubt nicht, was wir erlebt haben!“
Auf dem Rückweg zum Hotel erzählten sie den staunenden Eltern von ihrem Abenteuer in der Grotte und der Rettung durch die Wassernixe.






